Erklärung des Netzwerks Recht auf Stadt vom 01.07.2016
Mit Unterstützung u.a. von: Keimzelle, Gängeviertel, Leerstandsmelder, Park Fiction, Dachverband autonomer Wohnprojekte, Wohnprojekt Jägerpassage e.V., Gartendeck, KEBAP, Pro Wohnen Ottensen, anna elbe – Weitblick für Hamburg, Centro Sociale, iL, Initiative Esso-Häuser, St. Pauli selber machen, GWA St. Pauli e.V. sowie MieterInnengenossenschaft Karolinenviertel i.L.
Der städtische Hochbunker an der Feldstraße droht zum Nutzen eines Investors für 99 Jahre privatisiert zu werden und unter einer Eventpyramide zu verschwinden.
Es handelt sich bei der geplanten, pyramidenförmigen Konstruktion auf dem Bunker um einen fünfstöckigen Neubau, der eine Veranstaltungshalle mit bis zu 2000 Stehplätzen sowie ein Hotel mit 154 Betten umfassen soll. Damit würde der Hochbunker an der Feldstraße um etwa 1/3 auf ca. 60 Meter aufgestockt. Zusätzlich sind eine Rampe um den Bunker herum bis auf die Höhe der Aufstockung und ein Außenfahrstuhl als Fluchtwege geplant. Dahinter würde die derzeitige Fassade verschwinden. Investor ist Thomas J. C. Matzen, der den Bunker 1993 für 60 Jahre von der Stadt erworben hat und erfolgreich bewirtschaftet. Er möchte nicht nur aufstocken, sondern als Ausgleich für seine Bauinvestition die Erbpacht kostenfrei auf 99 Jahre verlängert bekommen. Ohne Kultur- und Grünrhetorik hätte das Bauprojekt keine Chance. Daher suggeriert das Vorhaben Bürgerbeteiligung, Sozialflächen, einen Hallenplatz für den Kiezclub FC St. Pauli, Künstlergästezimmer sowie einen Stadtgarten, dessen grüne Silhouette mit viel Aufwand in den Medien lanciert wird.
Eine Posse investorenfreundlicher Stadtpolitik – und ein Gipfel der Peinlichkeit!
Historisch und ethisch, weil ein Kriegsmahnmal zu einer Eventpyramide verschandelt wird.
Stadtpolitisch, weil demokratische Mittel der Mitbestimmung, nachbarschaftliche Bedürfnisse nach Grün, Ikonen wie der FC St. Pauli, Kunst, Sport und Gemeinwesen in einer beispiellosen Werbekampagne für den Bunkeraufbau missbräuchlich angeeignet und zum substanzlosen Image werden.
Kulturell, weil eine bestehende Kulturproduktionsstätte zerstört würde und sich die Kulturschaffenden der Stadt mit leeren Versprechungen für Künstlerzimmer vor den Karren einer gewöhnlichen Hotelplanung spannen lassen.
Ökologisch, weil die Begrünung erheblich dürftiger ausfallen wird, als auf den Visualisierungen suggeriert, weil der energetische Aufwand des Dachgrüns in keinem Verhältnis zum ökologischen Ertrag steht und am Ende mehr Bäume für neue Parkplätze am Boden gefällt werden müssten, als oben jemals überleben können.
Politisch, weil erstaunlich viele Entscheidungsträger, Beamte und Lobbyisten dieses Spiel offenbar mitspielen, anstatt in einen offenen Dialog mit der Stadtbevölkerung zu treten.
Wir fordern die Kulturinstitutionen auf, dem Investor nicht weiter in die Tasche zu spielen, um am Ende mit sechs Künstlerzimmerchen in einer 154 Betten-Burg da zu stehen.
Wir fordern den FC St. Pauli auf, sich nicht zum Handlanger eines Investorenprojekts zu machen, das hoch umstritten ist und das der Stadtteil nicht braucht.
Wir fordern die Stadtplanerinnen und Stadtplaner auf, gegen die Verbiegung des Baurechts anzugehen.
Wir fordern die verantwortliche Politik auf, die demokratische Stadt nicht weiter zu untergraben.
Stadtplanung ist keine Werbekampagne! Die Bewohner der Stadt lassen sich nicht für dumm verkaufen! St. Pauli braucht keine weiteren Hotels und Eventhallen zur Erhöhung privater Geschäftsrendite!